Bis zum Jahr 2100 sind es nur noch 75 Jahre, also für die meisten Baumarten nicht einmal eine ganze Umtriebszeit. Die Temperaturerhöhung wird – verbunden mit längeren Trockenperioden – deutliche Änderungen in der Waldbewirtschaftung erfordern. Massiven Schäden und damit wirtschaftlichen Einbußen müssen bereits heute in der Baumartenwahl entgegenwirkt werden.
Wann sind nicht heimische Baumarten sinnvoll
In tieferen Lagen, vor allem auf trockeneren Standorten unter 500 Metern, schränkt sich die Anzahl heimischer Baumarten mit dem Klimawandel deutlich ein. Standortsbedingungen verschieben sich hier in einen Bereich, indem sie sich nicht mehr mit den Ansprüchen vieler heimischer Baumarten decken. Auch in höheren Lagen verschieben sich die Eignungen der Baumarten enorm. Baumarten der tieferen und mittleren Lagen werden hier in der Wuchseignung profitieren. Trotzdem werden in den Bereichen oberhalb von 800 bis 1000 Metern die erprobten Baumarten auch weiterhin zurechtkommen. Reine Fichtenbestände werden aber auch in Lagen über 1000 Meter nur in Ausnahmefällen zielführend sein. Mischungen mit Buche, Weißtanne und anderen erhöhen auch in hohen Lagen sowohl den Zuwachs als auch die Stabilität. Die Suche nach geeigneten Zukunftsbaumarten und Herkünften ist aufgrund der klimatischen Änderungen mit Unsicherheiten verbunden. Bisher gibt es vor allem für viele nicht heimische Baumarten noch keine gesicherten Anbauempfehlungen.
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Analyseschritte für zukünftige Baumarten
Eingrenzen von Zukunftsbaumarten
In den letzten Jahren wurde immer deutlicher, dass sich die Veränderung der Baumartenzusammensetzung der Wälder großflächig erheblich auswirken wird. Die Suche nach geeigneten Baumarten stützt sich zunächst auf Erkenntnissen der Fachliteratur. Ein aufwendiger Prozess, vor allem wenn es darum geht konkrete klimatische Grenzwerte oder Standortseignungen zu analysieren. Wichtig sind daher auch Ergebnisse älterer Baumarten- und Herkunftsversuche, welche Hinweise auf Wuchseigenschaften aber auch Standortseignung und Gefährdungen geben.
Eine neue Möglichkeit stellt die Suche nach Parallelregionen dar. Darunter versteht man die Suche nach Gebieten, in denen heute ein Klima herrscht, das bis zum Jahr 2100 in Oberösterreich erwartet wird. Von den Baumarten in diesen Gebieten kann am ehesten angenommen werden, dass sie in der Region gut gedeihen werden. Wichtige Klimawerte stellen dabei die Wintertemperaturen (Frostgefährdung), die mittlere Sommertemperaturen und der Niederschlag dar. Daneben wird noch eine Vielzahl anderer Klimawerte in die Untersuchungen einbezogen.
Kriterien für nicht heimische Baumarten
Eine sorgfältige Prüfung der Kandidaten ist erforderlich. Um nichtheimische Baumarten zu empfehlen, sind folgende Kriterien entscheidend: geringe Anfälligkeit gegenüber Schädlingen und Krankheiten, keine Invasivität, klimatische Eignung, gutes Wachstum und brauchbare Holzqualität
Die Verbreitungsgebiete der Baumarten in diesen Parallelregionen geben wichtige Hinweise für potenzielle Kandidaten. Das Klima allein ist für die Baumartenwahl aber noch zu wenig. Es sind auch die Standortsbedingungen wie Böden oder Höhenlagen zu berücksichtigen. Wendet man diese Methode an, so wird sich im oö. Alpenvorlandes im Jahr 2100 ein Klima einstellen, das heute in Südfrankreich, auf Teilen vom Balkan und Süd- und Mittelitalien zu finden ist. In diesen Regionen sind die Wälder meistens nur in höheren Lagen in der Baumartenzusammensetzung mit Oberösterreich vergleichbar. In tieferen Lagen dominieren hier Wärmespezialisten, die heute hierzulande noch kaum vorkommen. Ein deutlicher Hinweis, dass die heimischen Wälder aktiv klimafit umgebaut werden müssen. Naturverjüngung allein kann hier nicht ausreichen. Bezieht man in diese Untersuchung auch Nordamerika mitein, so zeigt sich, dass ein analoges Klima auch im Südosten der USA zu finden ist. Es sind dies die Bundesstaaten Alabama und Georgia, in der Nähe von Florida.
Der nächste Schritt sind Baumarten- und Herkunftsversuche, um größere Klarheit über Wuchseigenschaften und Gefährdungen von erfolgsversprechenden Kandidaten zu bekommen. Dazu wurden in Oberösterreich bereits zwölf Waldlabore mit einer Gesamtfläche von 14 Hektar angelegt. Hier werden mehr als 80 Baumarten und Herkünfte beobachtet. Landesrätin Michaela Langer-Weninger betont: „Bereits heute sehen wir, dass nur mehr wenige heimische Baumarten für warme, trockene Standorte geeignet sind. Es besteht daher ein dringender Bedarf an gezielten Empfehlungen für Waldbauern. Für Oberösterreich werden aktuell mehrere Werkzeuge zur Baumartenwahl erarbeitet. Die Ergebnisse der Dynamischen Waldtypisierung sowie der Waldlabore werden in den kommenden Jahren wertvolle Informationen bringen.“
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Langer-Weninger betont die Bedeutung klimafitter Wälder: Nur wenige heimische Baumarten sind künftig für warme, trockene Standorte geeignet.
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